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Punksplitter

Hinter den Pixeln

Ein Bild und seine Geschichte

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Dieses Foto stammt aus einer hannoveraner Zeitung, zeigt Herr Lehmann (Suburbia-Fanzine) und meiner einer nach unserer Festnahme bei den Chaostagen 94 auf dem Sprengelgelände. Es wurde später im bonner Suburbia abgedruckt, mit nachträglich hineinmontierten Gedankenblasen. Wie jedes Bild besitzt auch dieses eine kleine Geschichte. Jene geht so:

Samstagabend, erstes Augustwochenende 1994, Hannover, vor dem Sprengelgelände. Die hannoveraner Punks hatten republikweit zu einem Jubiläumstreffen geladen, mit dem an das vor zehn Jahren stattgefundene letzte Treffen erinnert werden sollte. Dieses firmierte damals unter dem Namen »Chaostage«, und jene traditionelle Bezeichnung wurde auch für die diesjährige Zusammenkunft gewählt.

Mehrere hundert mehr oder weniger besinnungsfreudige Besucher füllten die hannoveraner Nordstadt. Während einige Kioskbesitzer in einen Verkaufsrausch gerieten und unzählige Flaschen pisswarmen Bieres veräußerten, war der erlebnisfreudige Teil der Gäste einige hundert Meter weiter in eine Auseinandersetzung mit der Polizei verwickelt. Monotones »Lalü« durchschnitt die laue Sommernachtsluft, irgendetwas brannte und vielstimmiges Geschrei hallte durch die Straßen.

Aber das interessierte uns nicht sonderlich, da gleich in einem Abbruchhaus auf dem Sprengelgelände mehrere Bands zum Tanz aufspielen sollten, unter anderem die sagenumwobenen Recharge. Viele Punks folgten dem musikalischen Ruf, und gerade als eine erste Band die Kulturenthusiasten mit ihren Klängen beglückte, stürmte plötzlich ein Haufen gewaltbereite Polizisten das Konzert, schubste einen Teil der Leute (auch uns) in einen mit Müll gefüllten Nebenraum und verhaftete alle Konzertbesucher. Anscheinend war Musik aus irgendwelchen Gründen mit einem exekutiven Bannfluch belegt worden …

So saßen/standen wir nun in diesem befremdlich eingerichteten Raum. Der umsichtigen Staatsmacht war aber das Loch in der Rückwand entgangen, das sich hinter einem daran gelehnten Gitter befand. Dadurch leerte sich der Raum langsam, da viele der Festgesetzten in Eigeninitiative einen Ortswechsel anstrebten, obwohl kaum mit einer Fortführung des unterbrochenen Konzerts gerechnet werden konnte.

Bevor die leidgeprüften Staatsdiener mit brutaler Einsamkeit konfrontiert werden konnten, schritten sie zur Tat, fesselten die wenigen Verbliebenen mit Kabelbindern und stopften uns in einen extra herbeigekarrten Gefangenentransporter. In meinem Séparée legte ich die Kabelbinder ab (Schweißbänder haben so einige Vorteile) und genoss die kostenfreie Stadtrundfahrt, welche abschließend durch einen angenehmen Pennplatz in einer Turnhalle gekrönt wurde. Bier, Randale, ein bisschen Mucke, staatlicher Versorgungsservice. Also ein rundum gelungener Abend. Nur Recharge hätte ich echt gerne gesehen...

 

 

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