1979: Enthaarungscreme im Haarshampoo
Gelas Erinnerungen (3)
Eines Tages wollte der Besitzer des Punkrock-Cafes uns wohl alle raus haben. Wahrscheinlich konsumierten wir nicht genug. Als Votze etwas mit Edding an die Wände schrieb, war das plötzlich ein Grund, ihn rauszuwerfen. Da er sehr betrunken war, gingen Gitti und ich mit nach draußen. Zu der Zeit machte ich gerade ein Praktikum bei einem Fotografen und hatte meine Kamera dabei. Am Tag fotografierte ich schon Votze und seine Band, die Kondensators in ihrem Übungsraum und machte jetzt noch einige Fotos von Gitti und Votze vor dem Punkrock-Cafe. Kurz danach ließ der Besitzer Punks nicht mehr in seinen Laden.
Nach Pepe verliebte ich mich in Bernd, der war süß, aber merkwürdig. Er sprach die ganze Zeit in einer seltsamen Sprache, so daß ich kaum etwas verstand. Außerdem aß er Sachen, die ebenfalls recht seltsam waren, z.B. Kartoffelbrei auf Brötchen. Wenn wir unterwegs waren, fragte er immer, ob wir uns ein Bier teilen wollten, trank es dann aber meist allein aus. Lust auf Sex hatte er selten, vorher schlief er immer ein. Während wir noch zusammen waren, fing er etwas mit Kira an, die später eine Freundin von mir wurde.
Meine beste Freundin, mit der ich in Hannover zusammenwohnte, zog Ende 1979 aus der gemeinsamen Wohnung aus. Wir hatten unterschiedliche Interessen entwickelt. Ich brauchte nun einen neuen Mitbewohner. Der war schnell gefunden. Christel, der eigentlich Sven hieß und bei Donnerschlag spielte, war gerade auf Wohnungssuche und zog bei mir ein. Seinen Spitznamen hatte er bekommen, weil seine Eltern ihn so genannt hätten, wenn er ein Mädchen geworden wäre. Da er das einmal erzählte, wurde er nun so genannt. Mit ihm wohnte dann auch seine Freundin Lena bei mir, die mich eigentlich nicht mochte. Freundinnen hatten Lena vorgeschlagen, sie solle Enthaarungscreme in meine Shampoo-Flasche füllen. Wir freundeten uns an und sie setzte diesen Ratschlag nicht in die Tat um. Nach Christel und Lena zogen noch Spanner und seine Freundin Lilo mit in das eine Zimmer. Den anderen Raum bewohnte ich allein.
Wir hatten oft Besuch von anderen Punks, die dann in meinem Zimmer übernachteten. Die Einrichtung bestand noch aus meiner angeblichen Hippiezeit: Alte Möbel, Matratzen auf der Erde und viele Grünpflanzen.
Einmal rastete einer der jungen Punks mit Namen Krümel vollkommen aus. Er hatte zu viel Pattex geschnüffelt und wollte alle meine Pflanzen aus dem Fenster werfen. Ich konnte ihn nur mit Mühe daran hindern. Später lag er heulend auf der Matratze und jammerte, daß die Wirkung des Klebstoffes aufhören solle, er werde sonst noch verrückt.